Während Alexander Zverev bei den BOSS OPEN in Stuttgart weiter ohne Satzverlust bleibt, muss Shootingstar Justin Engel trotz beherzten Kampfes im Viertelfinale gegen Felix Auger-Aliassime die Segel streichen.
Zverev macht in Stuttgart genau das, was sich Fans und Veranstalter von ihm erhofft haben. Er gewinnt. Und das nicht irgendwie, sondern mit der für ihn typischen Mischung aus Kontrolle, Wucht und stoischer Geduld. Nach dem souveränen Auftakterfolg über Corentin Moutet ließ der topgesetzte Deutsche im Viertelfinale gegen den US-Amerikaner Brandon Nakashima ein 7:5, 6:4 folgen und steht damit erstmals im Halbfinale des traditionsreichen Rasenturniers in Stuttgart.
„Ich fühle mich gut, genieße es, hier zu sein, und freue mich, dass das tolle Publikum auch eine gute Zeit hat“, sagte Zverev nach seinem Erfolg im On-Court-Interview. Zuletzt war der Hamburger vor sechs Jahren in Stuttgart angetreten, hatte es aber nie über das Viertelfinale hinaus geschafft. Jetzt ist alles anders. Zverev ist mittendrin im Titelrennen und das völlig verdient.
Dabei sah es zu Beginn gegen Nakashima gar nicht so leicht aus, wie das Endergebnis vermuten lässt. Der solide Grundlinienspieler aus den USA machte es dem Olympiasieger von Tokio im ersten Satz lange schwer. Erst im elften Spiel gelang Zverev das entscheidende Break zum 6:5, wenige Minuten später war der Satz durch. Im zweiten Durchgang reichte ein frühes Break im fünften Spiel, um die Weichen endgültig auf Sieg zu stellen. Ohne viel Aufhebens brachte Zverev diesen Vorsprung ins Ziel und darf sich nun auf ein Halbfinale gegen Ben Shelton oder Jiri Lehecka freuen.
Die andere Halbfinalpartie bestreiten Taylor Fritz und Félix Auger-Aliassime. Fritz ließ Marton Fucsovics beim 6:3, 6:4 keine echte Chance und auch Auger-Aliassime präsentierte sich in Bestform, zum Leidwesen eines deutschen Jungstars, der in dieser Woche für Furore gesorgt hatte.
Der 17-jährige Justin Engel aus Deutschland war mit seinem Einzug ins Viertelfinale über Nacht in den Fokus gerückt. Mit seinem Erfolg gegen den US-Amerikaner Alex Michelsen erreichte er nicht nur zum ersten Mal ein Viertelfinale auf ATP-Ebene, sondern war auch der jüngste Viertelfinalist auf Rasen seit Boris Becker 1985 in Wimbledon. Das war eine kleine Sensation und eine schöne Erinnerung daran, wie Tennisgeschichte manchmal ganz leise beginnt.
Gegen Felix Auger-Aliassime war die Aufgabe dann aber eine Nummer zu groß. Der ehemalige Weltranglistensechste brachte all seine Erfahrung und sein Servicearsenal mit nach Stuttgart, doch Engel kämpfte. Gleich zu Beginn servierte der 17-Jährige zwei Asse, musste jedoch feststellen, dass sein Aufschlag gegen Michelsen besser zur Geltung gekommen war. Trotzdem blieb er ruhig, fand zu seiner alten Stärke zurück und zwang seinen Gegner in einen Tiebreak. Dort setzte sich allerdings die Routine des Kanadiers durch.
Auch im zweiten Satz hielt Engel dagegen, doch Auger-Aliassime blieb dominant und beendete das Match nach knapp 100 Minuten Spielzeit mit seinem 18. Ass. Engel hatte sieben Asse geschlagen und sich wacker geschlagen; der Applaus der Zuschauer sprach für sich. Stuttgart verabschiedete den Teenager mit Standing Ovations. Vielleicht hegten sie dabei die leise Hoffnung, dass dieser Name bald noch öfter auf der ATP-Tour auftauchen würde.
Das Wochenende in Stuttgart verspricht also nicht nur Rasentennis auf höchstem Niveau, sondern auch die Möglichkeit, ein Stück deutsche Tennisgeschichte mitzuerleben: Zverev steuert auf den Titel zu. Und Engel, der sich vorerst verabschiedet.
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