Während Pegula mit kühler Präzision ins Viertelfinale marschiert, liefert Paolini ein nervenzerreißendes Drama ab. Das WTA-Turnier in Bad Homburg bietet schon vor Wimbledon alles, was Rasentennis ausmacht.
Wer dachte, die letzte Woche vor Wimbledon sei bloß ein lockeres Aufwärmen für die Topspielerinnen, wurde am Dienstag in Bad Homburg eines Besseren belehrt. Denn das, was die beiden Topgesetzten Jessica Pegula und Jasmine Paolini in ihren Achtelfinalmatches zeigten, hätte gegensätzlicher kaum sein können und machte einmal mehr deutlich, wie unberechenbar die Rasensaison ist.
Die US-Amerikanerin, Nummer 1 der Setzliste, ließ beim 6:3, 6:2 gegen die Qualifikantin Katerina Siniakova keinerlei Zweifel an ihrer Form aufkommen. Mit einem nahezu fehlerfreien Auftritt schob sie sich in gerade einmal 66 Minuten unter die letzten Acht, ein Statement Richtung Wimbledon.
In ihrer dritten Begegnung auf deutschem Rasen hatte Pegula die Partie von Beginn an im Griff. Während frühere Duelle mit Siniakova, wie etwa die knappe Drei-Satz-Niederlage 2021 in Bad Homburg, noch echte Krimis waren, zeigte sich die Favoritin diesmal fast unantastbar. Sie gab nur vier Punkte hinter dem ersten Aufschlag ab, wehrte beide Breakbälle ab und ließ der Tschechin kaum Luft zum Atmen. Die Belohnung ist ein Viertelfinalduell gegen entweder Emma Navarro oder Publikumsliebling Naomi Osaka.
Auf dem Nebenplatz tobte zur gleichen Zeit ein völlig anderes Match. Jasmine Paolini, frischgebackene French-Open-Finalistin und Nummer zwei des Turniers, brauchte über zweieinhalb Stunden, um Leylah Fernandez in zwei dramatischen Tiebreaks mit 7:6 (8), 7:6 (6) niederzuringen, ein Match, das in seiner Intensität an Grand-Slam-Niveau erinnerte.
Schon der Auftakt war ein Vorgeschmack auf das, was folgen sollte: sieben Mal Einstand im ersten Aufschlagspiel, ständige Führungswechsel und emotionale Ausbrüche. Fernandez ging beim Stand von 6:5 im ersten Satz mit einem Satzball in Führung, doch Paolini konterte mit einem spektakulären Lauf-Lob, das zu den schönsten Ballwechseln des Turniers gehören dürfte.
Der Tiebreak entwickelte sich zu einem Kraftakt auf höchstem Niveau. Fernandez hatte zwei weitere Satzbälle, doch Paolini rettete sich mit klugem Stellungsspiel und überraschenden Netzattacken. Schließlich entschied sie den ersten Satz mit einem Smash aus der Bedrängnis heraus für sich.
Im zweiten Durchgang sah alles nach einer klaren Sache aus: 5:2-Führung für Paolini und mehrere Matchbälle. Doch Fernandez kämpfte sich zurück. Zunächst wehrte sie einen Matchball mit einem Ass ab, dann glich sie zum 5:5 aus und überstand bei 5:6 sogar drei weitere Matchbälle. Beim Stand von 6:4 im Tiebreak hatte plötzlich die Kanadierin die Chance auf den Satzausgleich, doch Paolini blieb stabil, gewann die letzten vier Punkte und fiel nach 2:32 Stunden erschöpft und erleichtert zu Boden.
Mit dem Rasenklassiker in London vor der Tür ist das Turnier in Bad Homburg mehr als nur ein nettes Vorbereitungsevent. Es ist ein echter Gradmesser, was der Tag der Topgesetzten eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Pegula scheint bereit zu sein, den nächsten Schritt in Richtung Grand-Slam-Titel zu gehen. Ihr souveräner Auftritt wirkt wie eine Kampfansage an die Konkurrenz, nicht nur in Bad Homburg, sondern auch mit Blick auf Wimbledon.
Paolini hingegen bleibt das Phänomen der Saison: Schon bei den French Open hatte sie sich mit Herz und Kopf ins Finale gekämpft, nun beweist sie auch auf Rasen ihre Vielseitigkeit. Ihre nächste Gegnerin wird entweder Elina Svitolina oder Beatriz Haddad Maia sein, zwei Spielerinnen, die ebenfalls wissen, wie man sich auf großen Bühnen behauptet.
Das WTA-Turnier in Bad Homburg zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich Siege aussehen können und macht deutlich, wie entscheidend Nervenstärke, Anpassungsfähigkeit und mentale Frische sind. Für Pegula und Paolini stellt das Viertelfinale die nächste Herausforderung dar. Für die Tennisfans bleibt die Erkenntnis: Die Rasenwochen sind alles andere als berechenbar und genau das macht sie so faszinierend.
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