In Monte Carlo sollte alles besser werden für Alexander Zverev. Statt eines Comebacks gab es ein Deja-vu. Starker Beginn, dann das bekannte Drama. Und mittendrin ein gewisser Boris Becker, der plötzlich am Rande des Sandplatzes auftauchte.
Alles sah so vielversprechend aus. Monte Carlo, Sonne, Sand, Meeresrauschen als Hintergrundmusik für das große Zverev-Remake. Nach einem ordentlichen Jahresstart inklusive Finaleinzug bei den Australian Open wollte Deutschlands Tennis-Aushängeschild nun auch die rote Asche aufmischen. Doch stattdessen: frühes Aus gegen Matteo Berrettini. Der Italiener mit dem Surfbrett-Schlag holte Zverev nach einem furiosen ersten Satz auf den Boden der Tatsachen zurück und das nicht gerade sanft.
Dabei begann alles wie aus dem Drehbuch eines Motivationstrainers. Zwei schnelle Breaks, ein konzentrierter Zverev, ein Satz wie aus einem Guss, 6:2. Einziger Schönheitsfehler: Es war eben nur der erste Satz. Dann kam der alte Zverev zurück. Der, der nach einer Führung ins Grübeln kommt. Der aufhört, mutig zu spielen. Und der irgendwann nicht mehr weiß, wie er das Ruder noch herumreißen soll.
Berrettini, der zuletzt mehr Physio als Filzball gesehen hatte, nutzte die Gunst der Stunde. Mit wachsendem Selbstvertrauen und der nötigen Unterstützung des Publikums wurde der Italiener zum Stimmungskiller. Der zweite Satz ging mit 6:3 an ihn - Zverev verlor seine Linie, sein Rhythmus wurde zu einem chaotischen Oszillieren zwischen Genialität und Doppelfehler. Im dritten Satz schien das Match auf Drama deluxe hinauszulaufen. Break hier, Rebreak da, dann wieder Break und plötzlich gab es diesen einen, wahnsinnig langen Ballwechsel. 48 Schläge. Der Punkt für Berrettini. Und irgendwie auch der Moment, in dem das Match endgültig kippte.
Nach 2:28 Stunden war Schluss. Zverev schlich mit verkniffener Miene vom Platz, nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen. Miami? Achtelfinale. Indian Wells? Auch nicht weit gekommen. Und nun Monte Carlo, das Turnier, für das er sich so viel vorgenommen hatte. Vielleicht zu viel?
Doch es gab noch einen zweiten Hauptdarsteller dieser Tenniswoche an der Cote d`Azur. Boris Becker, der Mann, der den deutschen Tennismythos seit Jahrzehnten auf seinen Schultern trägt wie Atlas den Himmel, war plötzlich da. Trainingspartner, Motivator, Ratgeber, aber (noch) kein Trainer. Immer wieder sah man ihn am Rande des Sandplatzes mit Zverev plaudern, analysieren, manchmal auch nur nicken. Becker war da und das reichte für viele Spekulationen.
Details ließ sich Zverev nicht entlocken. „Wenn was passiert, sagen wir Bescheid“, murmelte er bei Sky, was so viel heißt wie: Vielleicht ja, vielleicht nein, Hauptsache ihr schreibt darüber. Klar ist: Becker als dauerhafter Fixpunkt im Team Zverev wäre ein echtes Tennisbeben. Aber reicht ein Becker, um den Knoten zu lösen? Oder braucht es vielleicht erst ein bisschen innere Klarheit?
Derweil geht das Turnier natürlich weiter, auch ohne den Hamburger. Auch Stefanos Tsitsipas, Monte-Carlo-Spezialist mit Hang zur Dramatik, quälte sich durch sein Match gegen Jordan Thompson. Erster Satz verloren, dann ein bisschen Zauberei und schwupps stand der Grieche im Achtelfinale. Jack Draper machte es kürzer: 6:1, 6:1 gegen Marcos Giron, ein Ergebnis wie aus der Reißbrettschule der Dominanz.
Und sonst? Fils kämpft, Tiafoe schwitzt, Rune fliegt, aber das große Thema bleibt Zverev. Der Mann, der so nah dran war an den ganz Großen, aber jetzt nicht einmal gegen den wiedererstarkten Berrettini die Kurve kriegt.
Vielleicht hilft ja eine gute Portion Becker-DNA. Oder einfach ein Blick zurück auf das, was Zverev eigentlich kann, wenn der Kopf mitspielt. Bis dahin heißt es: Sand abschütteln, weitermachen. Und beim nächsten Mal vielleicht etwas weniger grübeln.
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