Mit einer furiosen Attacke am Colle delle Finestre katapultierte sich Simon Yates an die Spitze des Giro d’Italia. Während er dem Gesamtsieg entgegeneilt, triumphiert Chris Harper auf der 20. Etappe.
Fünf Jahre nach dem bitteren Moment, als Simon Yates am legendären Colle delle Finestre das Rosa Trikot verlor, meldet sich der Brite eindrucksvoll zurück. Auf der 20. Etappe des Giro d’Italia von Verres nach Sestriere über 205 Kilometer zündete der Kapitän des Teams Visma – Lease a Bike früh den Turbo und übernahm am Ende des Tages die Gesamtführung. Mit einem dritten Platz in der Tageswertung und einem beherzten Solo auf dem Schotter des Finestre übernahm Yates vor der finalen Etappe das Maglia Rosa und steht kurz vor dem größten Erfolg seiner Karriere.
Der Etappensieg ging jedoch an einen anderen: Chris Harper vom Team Jayco–AlUla setzte sich rund 43 Kilometer vor dem Ziel von seinem Begleiter Alessandro Verre ab und fuhr solo zu seinem bisher bedeutendsten Triumph in der Profikarriere. Mit einem Vorsprung von 1:49 Minuten auf den Italiener und acht Sekunden vor Yates überquerte der 30-jährige Australier die Ziellinie in Sestriere. Der Schlüssel zum Erfolg lag im anspruchsvollen Schotterabschnitt des Colle delle Finestre, wo Harper seine Konkurrenz stehen ließ.
„Ich habe mich heute richtig gut gefühlt“, erklärte Harper im Ziel. „Nach meiner Erkrankung in der zweiten Woche hatte ich das Gesamtklassement aus den Augen verloren und mich stattdessen auf eine Etappe konzentriert, das hat funktioniert.“
Während Harper den Etappenerfolg bejubelte, vollbrachte Yates ein taktisch brillantes Rennen. An seiner Seite war Wout van Aert, der Teil der Ausreißergruppe war und entscheidend dabei half, das Tempo hochzuhalten. Als Isaac Del Toro und Richard Carapaz auf dem Finestre zögerten, nutzte Yates den Moment, um sich entscheidend abzusetzen. Besonders Del Toro, der lange stark gefahren war, musste am Ende ohne Unterstützung kämpfen und verlor kontinuierlich Zeit auf den neuen Leader.
Yates selbst rang nach der Zieldurchfahrt mit den Tränen: „Vielleicht sah ich locker aus, aber ich hatte heute Morgen Zweifel. Mein Team hat an mich geglaubt, das war entscheidend. Wout war die Kirsche auf der Torte.“
Auch Wout van Aert zeigte sich bewegt: „Ich ziehe den Hut vor Simon. Es war eine mutige Attacke. Ich freue mich fast genauso sehr über seinen Erfolg wie über meinen eigenen Anteil am Etappengeschehen.“ Der Belgier lobte die offensive Taktik seines Teamkollegen, der dem niederländischen Team Visma damit den ersten Grand-Tour-Sieg seit der Vuelta 2023 bescherte.
Im Gesamtklassement liegt Yates nun 3:56 Minuten vor Del Toro, der in Rom als Zweiter das Podium besteigen wird. Der Ecuadorianer Carapaz, der zwischenzeitlich in Angriffslaune war, rutschte auf Rang drei zurück (+4:43). Dahinter folgen Gee, Caruso und Pellizzari, der Egan Bernal noch vom sechsten Platz verdrängen konnte.
Für Harper war es ein emotionaler Tag. Im Ziel lobte er nicht nur seine eigene Leistung, sondern auch seinen ehemaligen Teamkollegen Yates. „Er ist ein großartiger Typ. Niemand verdient das Rosa Trikot mehr als er.“
Aus deutscher Sicht zeigte Florian Stork (Tudor) erneut eine starke Leistung als Helfer von Michael Storer. Er kam mit einem Rückstand von 13:31 Minuten auf Rang 30 ins Ziel und verbesserte sich im Gesamtklassement auf Platz 20.
Auch in den Sonderwertungen scheint vor der letzten Etappe alles entschieden: Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) sicherte sich das Bergtrikot und Mads Pedersen (Lidl – Trek) wird mit dem Maglia Ciclamino als bester Sprinter ausgezeichnet. Isaac Del Toro bleibt weiterhin Führender der Nachwuchswertung.
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