Der VfL Wolfsburg hat sich in der vergangenen Saison erstmals seit sechs Jahren wieder für die Champions League qualifiziert. Die Niedersachsen sind wieder unter den Spitzenteams der Bundesliga gelandet. So sollte es auch weitergehen, doch derzeit erlebt man eine der schlimmsten Krisen seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 1997. Am Wochenende steigt das extrem wichtige Spiel gegen Schlusslicht Fürth.
Zweimal in Folge hat der VfL Wolfsburg gerade noch über die Relegation den Klassenerhalt geschafft. Anschließend konnten sich die Niedersachsen wieder in der oberen Tabellenhälfte etablieren. Zweimal in Folge qualifizierte sich der VfL für die Europa League, letzte Saison sogar für die Champions League. Der Kader wurde daraufhin punktuell verstärkt. Die Leistungsträger konnten gehalten werden. Und der Start in die neue Spielzeit lief vielversprechend. Unter dem neuen Trainer Mark van Bommel gab es vier Siege in Folge. Zu dieser Zeit war die Welt in Wolfsburg noch in Ordnung, doch es folgte eine beispiellose Talfahrt.
In den darauffolgenden fünf Spielen holten die Niedersachsen nur noch einen Punkt. Van Bommel wirkte zunehmend ratloser und nach dem 0:2 gegen den SC Freiburg am 9. Spieltag musste der Niederländer schon wieder seine Koffer packen. Bis dahin holte van Bommel in 13 Pflichtspielen 1,14 Punkte. Achtmal in Folge blieb er sieglos. Für ihn übernahm Florian Kohfeldt und prompt kehrte der Erfolg zurück. Kohfeldts Einstand verlief perfekt. Drei Pflichtspielsiege in Folge gab es unter dem 39-Jährigen. Anschließend folgte ein 2:2 gegen Bielefeld. Seitdem holte der VfL in zehn Pflichtspielen nur noch ein weiteres Remis. In der Liga ging es schon bis auf Rang 15 nach unten. Der Abstieg ist mit 9/1 deutlich wahrscheinlicher als ein erneuter Aufschwung und die Rückkehr in die Top-Vier (100/1).
Nach 20 Spieltagen hat Wolfsburg nur noch zwei Punkte Vorsprung zum Relegationsplatz. Zu Rang vier fehlen 14 Zähler. Daher hat der Verein bereits reagiert und noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Max Kruse kehrt überraschend von Union Berlin an seine alte Wirkungsstätte zurück. Fünf Millionen Euro ließen sich die Wolfsburger die Dienste des Offensivspielers kosten. Mit Kruse soll der Erfolg zu den Niedersachsen zurückkehren.
Bundesliga: Guilavogui vor Abschied?
Bundesliga: Wieder mal ein Endspiel
Bundesliga: Gala entscheidet sich gegen Bürki
Kruse hat für Union Berlin in 45 Spielen 19 Mal getroffen und zwölf weitere Treffer vorbereitet. Diese Effektivität vor dem Tor soll er nun auch in Wolfsburg zeigen. Neben dem 33-Jährigen hat der Bundesligist am Montag auch die Verpflichtung von Jonas Wind bestätigt. Der 22-Jährige kommt für zwölf Millionen Euro vom FC Kopenhagen und soll den Abgang von Wout Weghorst zum FC Burnley kompensieren. Mit Kevin Paredes kam außerdem ein vielversprechendes Talent aus den USA für das linke Mittelfeld.
Zudem konnte Wolfsburg einige Spieler, die in den Planungen des Trainerstabs keine Rolle mehr spielen, von der Gehaltsliste streichen. Unter anderem haben Admir Mehmedi (Antalyaspor) und Daniel Ginczek (Fortuna Düsseldorf) sowie der frühere Mannschaftskapitän Josuha Guilavogui (Girondins Bordeaux) die Mannschaft verlassen.
Am kommenden Wochenende ist der VfL im Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth im Einsatz. Es wird das vielleicht wichtigste Spiel der vergangenen Wochen. Gegen das Schlusslicht der Tabelle gibt es keine Ausreden mehr. Ein Sieg ist Pflicht. Die Quote dafür beläuft sich auf 4/7. Nicht nur, um nicht noch tiefer in den Abstiegskampf zu rutschen, sondern auch für Florian Kohfeldt. Bisher steht der 39-Jährige noch nicht zur Diskussion, doch auch er wird am Ende an seinen Erfolgen gemessen. Sein Punkteschnitt liegt mit 0,79 schon jetzt unter dem seines Vorgängers Mark van Bommel.
Die Fürther werden vor dem VfL gewiss nicht in Ehrfurcht erstarren und sich ihrerseits bei einer Quote von 19/4 durchaus was ausrechnen. Schließlich konnte der Aufsteiger zuletzt schon gegen Mainz überzeugen und einen 2:1-Erfolg landen. Daher wird man auch in Wolfsburg mindestens ein Unentschieden (11/4) mitnehmen wollen.
Wie turbulent es in Wolfsburg in dieser Saison zur Sache geht, zeigt sich auch mit Blick auf das Hinspiel. Damals gewannen die Wölfe in Fürth mit 2:0 und waren zu diesem Zeitpunkt noch Tabellenführer und als einziger Klub ungeschlagen. Es war im vierten Pflichtspielduell der dritte Sieg. Lediglich beim bislang einzigen Heimspiel im September 2012 reichte es für die Niedersachsen gegen die Kleeblätter nicht zur vollen Punktzahl. Damals erkämpften sich die Mittelfranken ein 1:1-Unentschieden.
Unterschätzen sollte man die Fürther auch diesmal nicht. Die SpVgg hat sich noch lange nicht mit dem Abstieg abgefunden und das sieht man auch an den Ergebnissen. Erstmals in seiner Bundesligageschichte hat der Klub vier Spiele in Folge nicht verloren. Erst gab es drei Unentschieden gegen Augsburg (0:0), Stuttgart (0:0) und Bielefeld (2:2), ehe der Befreiungsschlag gegen Mainz folgte. Es wäre ein guter Zeitpunkt für die Kleeblätter, im elften Anlauf den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren. Mit lediglich einem Zähler ist Fürth das schwächste Auswärtsteam der Liga.
Ob man in Wolfsburg deswegen zuversichtlich sein darf, ist jedoch fraglich. Der VfL ist mit elf Punkten aus zehn Spielen das drittschwächste Heimteam der Bundesliga. Und mit gerade einmal acht erzielten Toren auch die harmloseste Mannschaft im eigenen Stadion. Generell treffen mit Wolfsburg und Fürth die beiden offensivschwächsten Teams aufeinander. Beide haben lediglich 17 Tore erzielt. Weniger als 2,5 Treffer im Spiel (10/11) wären daher keine Überraschung.
Andererseits kommt mit Fürth auch die Schießbude der Liga. Die Franken haben schon 52 Gegentore zugelassen. Im Schnitt fallen in den Spielen des Aufsteiger somit fast 3,5 Tore pro Spiel. Bei den Wolfsburgern sind es knapp weniger als 2,5. Dies lässt einmal mehr auf eine enge Partie schließen. Ein VfL-Sieg mit einem Tor Differenz (5/2) wäre ebenfalls denkbar. Ebenso, wie Sieg der Gäste mit einem Tor Differenz (6/1). Für die Wölfe wäre letzteres allerdings ein weiterer herber Rückschlag.
Wir verwenden Cookies, um einen besseren und individuelleren Service bereitstellen zu können. Nähere Informationen finden Sie in den Richtlinien zu Cookies