Eine 43 Kilometer lange Soloattacke, ein Favorit mit gebrochenem Herzen und ein junger Mexikaner auf Gesamtsiegkurs: Die 15. Etappe des Giro d’Italia hatte alles, was Radsportfans lieben.
Carlos Verona sorgte auf der 15. Etappe des Giro d’Italia für einen echten Paukenschlag. Der 32-jährige Spanier vom Team Lidl-Trek krönte sich nach einem beherzten Alleingang über 43 Kilometer zum Etappensieger und bescherte seiner Mannschaft bereits den sechsten Tageserfolg bei dieser Rundfahrt. Mit einem Vorsprung von 22 Sekunden überquerte er als Erster die Ziellinie in Asiago. Damit rückte sogar das verletzungsbedingte Ausscheiden seines Kapitäns Giulio Ciccone vom Vortag in den Hintergrund.
Verona zeigte sich nach seinem Überraschungscoup sichtlich bewegt: „Ich wollte heute vor allem für Giulio und das Team fahren. Dass ich am Ende wirklich ganz vorne ankomme, ist einfach unglaublich.“ Für Verona war es erst der zweite Profisieg seiner Karriere; der erste datiert aus dem Jahr 2022, als er eine Etappe beim Critérium du Dauphiné gewann.
Hinter Verona sorgte der Deutsche Florian Stork vom Team Tudor für das beste Grand-Tour-Ergebnis seiner Laufbahn. Er setzte sich in der Schlussphase aus einer sechsköpfigen Verfolgergruppe ab und wurde mit 22 Sekunden Rückstand Etappenzweiter. Nur eine weitere Sekunde dahinter rollte der Italiener Christian Scaroni (XDS–Astana) als Dritter ins Ziel.
Knapp geschlagen gaben sich die Franzosen Romain Bardet (Picnic–PostNL) und Nicolas Prodhomme (Decathlon–AG2R–La Mondiale) sowie der Italiener Filippo Zana (Jayco–AlUla), die ebenfalls zur Verfolgergruppe gehörten. Doch gegen Veronas frühe und taktisch clevere Attacke war an diesem Tag niemand gewachsen.
Im Gesamtklassement liegt Isaac Del Toro weiterhin vorne. Der junge Mexikaner vom Team UAE Team Emirates – XRG behauptete sich in der Favoritengruppe, verteidigte das Rosa Trikot und hat nur 29 Sekunden Rückstand auf den Etappensieger. Damit geht der 21-Jährige als klarer Gesamtführender in den dritten Ruhetag des Giro d’Italia.
Del Toro liegt nun 1:20 Minuten vor dem Briten Simon Yates (Visma – Lease a Bike) und 1:26 Minuten vor seinem Teamkollegen Juan Ayuso, der weiterhin als große Hoffnung Spaniens auf den Gesamtsieg gilt. Dahinter folgen der Ecuadorianer Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) mit einem Rückstand von 2:07 Minuten und der Kanadier Derek Gee (Israel – Premier Tech) mit einem Rückstand von 2:54 Minuten.
Für Primoz Roglic hingegen war es ein rabenschwarzer Tag. Der Slowene, der im Vorjahr den Giro gewonnen hatte, konnte am letzten Anstieg dem hohen Tempo nicht mehr folgen und verlor 1:30 Minuten auf Del Toro. Mit Tränen in den Augen erreichte er das Ziel. Seine Hoffnungen auf einen zweiten Gesamtsieg beim Giro scheinen damit geplatzt. Im Klassement rutschte Roglic vom fünften auf den zehnten Rang ab und liegt nun bereits 3:53 Minuten hinter Del Toro.
Neben dem Gesamtklassement wurden auch die Sonderwertungen neu sortiert. Mads Pedersen (Lidl-Trek) konnte das Maglia Ciclamino des punktbesten Fahrers verteidigen. Der Italiener Lorenzo Fortunato (XDS-Astana) sicherte sich unterdessen am Monte Grappa wichtige Punkte für die Bergwertung und führt nun mit klarem Vorsprung das Rennen um das Blaue Trikot an.
In der Nachwuchswertung bleibt Del Toro vor Ayuso weiterhin unangefochten vorne, ein weiterer Beleg für die Dominanz der jungen Fahrer beim diesjährigen Giro.
Mit drei Minuten Vorsprung auf den nächsten ernstzunehmenden Konkurrenten und einer beeindruckenden Konstanz auf allen Terrainarten steuert Del Toro nach dem Ruhetag auf eine mögliche Sensation zu: den ersten Gesamtsieg eines Mexikaners beim Giro d’Italia. Doch es warten noch einige schwere Bergetappen und im Radsport ist nichts sicher, bis die letzte Ziellinie überquert ist.
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