Mitten im heißen Saisonendspurt erwischt es Nico Schlotterbeck, ausgerechnet, als es in Barcelona so richtig zur Sache geht. Der Innenverteidiger fällt aus, der BVB muss ohne seinen Abwehrchef improvisieren. Autsch.
Die Nachricht traf die Dortmunder mit dem Schwung eines Fallrückziehers in die Magengrube: Nico Schlotterbeck, Abräumer, Linksfuß mit Spielmacherfuß und Chef der Dreierkette, hat sich einen Meniskusriss im linken Knie zugezogen. Ausgerechnet vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der UEFA Champions League gegen den FC Barcelona. Ausgerechnet in der Phase der Saison, in der Fehler wehtun und gute Abwehrspieler Gold wert sind.
„Das trifft uns sehr hart“, sagt Sportvorstand Sebastian Kehl mit stoischer Miene. Übersetzt heißt das: Scheiße, verdammt. Denn Schlotterbeck war in dieser Saison nicht nur dabei, sondern mittendrin. Bundesliga-Topscorer, UEFA-Champions-League-Dauerbrenner, zuletzt sogar Ecken-Gott gegen Mainz, ausgerechnet Nico. Und jetzt das: Saison-Aus. Knie kaputt. Pause bis zum Sommer. Vielleicht sogar länger.
Dabei war er am Wochenende gegen Freiburg noch gar nicht auf dem Platz, gelbgesperrt. Jetzt fällt er auch noch verletzt aus. Doppelt bitter. Dortmund verliert nicht nur einen Leistungsträger, sondern auch ein Stück Stabilität. Denn in einer Mannschaft, die oft zwischen Genie und Wahnsinn pendelt wie ein Metronom im Techno-Club, war Schlotterbeck zuletzt eine verlässliche Konstante. Einer, der vorne aufbaut und hinten abräumt. Einer, der sich mal den Frust von der Seele schreit und dann mit einem langen Ball die Seitenlinie runter die nächste Angriffswelle einleitet.
Wer ihn ersetzt, ist noch unklar, denn auch die Kandidaten für Plan B sind eher halbfit. Niklas Süle hat sich eine Rippenprellung zugezogen (klingt harmloser als es ist), Ramy Bensebaini schleppt Hüftprobleme mit sich herum. Ein Notfallplan könnte Mats Hummels heißen, aber der ist auch nicht jeden Tag bei 100 Prozent. Oder Emre Can rückt nach hinten und spielt Feuerwehrmann? Alles denkbar, aber alles nicht optimal.
Neben der UEFA Champions League wird Schlotterbeck wohl auch die Klub-WM im Juni und das Nations-League-Finale mit der Nationalmannschaft verpassen. In Topform wäre er gesetzt gewesen, so bleibt ihm nur die Zuschauerrolle. Dabei hatte er sich gerade in der DFB-Elf festgespielt, solide Leistungen, gutes Stellungsspiel, kaum noch die Wackler aus der Anfangszeit.
Während Schlotterbeck also zum Zuschauen verdammt ist, bahnt sich auf der anderen Seite des Platzes ein weiteres Kapitel in Sachen „Dortmunder Transfers mit Fragezeichen“ an. Die Rede ist von Yan Couto. Ja, genau der, brasilianischer Rechtsverteidiger, der mit viel Vorschusslorbeeren und wenig Durchschlagskraft kam. Laut spanischen Medienberichten soll sich Couto bereits dem FC Barcelona angeboten haben, quasi per Bewerbungsschreiben im Briefkasten der Katalanen.
Dass Couto in Dortmund nicht wirklich zündet, ist kein Geheimnis. Leichtfüßig ja, aber oft wirkungslos. Dass der BVB bis zu 30 Millionen Euro für ihn berappen muss, schmerzt mittlerweile mehr als der Blick aufs Konto nach einem Wochenende in der Altstadt. Und nun also der Wunsch nach Abschied, laut „fichajes.net“ würde man ihn in Dortmund sogar ziehen lassen, wenn ein Zehner auf dem Tisch läge. Millionen, versteht sich.
Für Barca, die bekanntlich gerne shoppen gehen, wenn’s billig ist, wäre Couto wohl ein Low-Risk-Flirt mit Option auf Upside. Für Dortmund? Ein Kapitel, das man schnell schließen möchte. Transferflop-Alarm bei einem Klub, der sich sonst auf dem Markt oft clever anstellt.
Unter dem Strich bleibt eine bittere Woche: Schlotterbeck weg, Couto vielleicht bald auch, aber aus anderen Gründen. Der eine fehlt, der andere nicht unbedingt. Für Nico Kovac heißt das: Taktik-Tetris auf höchstem Niveau. Denn in Barcelona braucht man mehr als Hoffnung, man braucht eine Abwehr, die hält.
Die in diesem Artikel angezeigten Quoten waren zum Zeitpunkt der Erstellung korrekt und können Schwankungen unterliegen.
Wett-Credits nach Abrechnung von Wetten im Wert der qualifizierenden Einzahlung zur Nutzung verfügbar. Gewinne schließen den Einsatz von Wett-Credits aus. Es gelten die AGB, Zeitlimits und Ausnahmen.