Die Erleichterung war ihm anzumerken, sogar ein lockerer Spruch saß noch. Nach drei Stunden auf einem wackeligen Klappstuhl war klar: Maximilian Schachmann ist zurück, mit Stil, Sekundenkrimi und Siegerlächeln.
Es war einer dieser Tage, an denen selbst ein Hot Seat zum Härtetest wird. Drei Stunden lang saß Maximilian Schachmann im Zielbereich der Baskenland-Rundfahrt auf einem Klappstuhl, der mehr nach Festival als nach WorldTour schrie, und wartete. Warten darauf, dass sich 16,5 Rennkilometer, 18 Minuten und 37 Sekunden harte Arbeit endlich auszahlen würden. Und ja, sie taten es. Mit einem kleinen Lächeln und einem Spruch auf den Lippen („Fast so hart wie das Rennen selbst!“) kommentierte der Berliner seine geduldige Zitterpartie. Am Ende stand nicht nur ein Etappensieg, sondern auch ein kleines sportliches Comeback. Der erste große Sieg seit mehr als vier Jahren.
Dabei war es alles andere als ein Spaziergang. Ganze 76 Hundertstel trennten die ersten Drei und irgendwie war Deutschland doppelt im Spiel: Neben Schachmann zeigte auch Florian Lipowitz, dass Red Bull nicht nur beflügelt, sondern auch ordentlich Druck auf die Pedale bringt. Doch zwischen die beiden Deutschen schob sich Joao Almeida, clever, stark, unspektakulär. Der Portugiese verhinderte den Doppelsieg, nicht aber die gute Laune.
Drei Stunden nach Schachmann war auch der letzte Fahrer im Ziel: Brandon McNulty, Teamkollege von Almeida und eigentlich hoch gehandelt, stürmte mit reichlich Hypothek auf den letzten Kilometern über die Ziellinie, zu spät für den Sieg, zu viel für die Top Ten. Das Drama war perfekt.
Für Schachmann war es mehr als nur ein guter Tag. Es war die Rückkehr auf eine Bühne, die ihm liegt wie die nassen Straßen der Pariser Frühjahrsklassiker. „Das Baskenland ist ein gutes Pflaster für mich“, sagte er - und das ist keine Floskel. 2019 gewann er bereits das Auftaktzeitfahren, ließ zwei Etappensiege folgen. Diesmal? Mal sehen. Auf jeden Fall wird er wieder Gelb tragen. Und vielleicht meint er damit nicht nur das Leadertrikot, sondern auch das Quick-Step-Jersey, mit dem er einst Profi wurde und das er jetzt wieder trägt.
Doch Schachmann war nicht der einzige, der mit einem breiten Grinsen aus dem Sattel stieg. Auch Lipowitz, der noch vor wenigen Wochen krankheitsbedingt unsicher war, ob er überhaupt an den Start gehen kann, rollte mit einem beherzten „super happy“ ins Ziel. Ohne große Erwartungen, dafür mit einem starken zweiten Platz und der klaren Ansage: „In den Bergen helfe ich den anderen“. Gemeint sind Vlasov und Martinez, zwei Namen, die man bei dieser Tour immer auf dem Zettel haben sollte.
Apropos Zettel: Darauf stand auch Visma - Lease a Bike. Doch die Truppe um Sepp Kuss und Ben Tulett konnte am ersten Tag nicht viel ausrichten. Kuss kassierte fast eineinhalb Minuten, Tulett eine glatte Minute. Einzig Wilco Kelderman hielt die Fahne ein wenig hoch, mit 33 Sekunden Rückstand ist das Podium aber auch in weiter Ferne.
Einer, der sich gut verkaufte, war Santiago Buitrago. 46 Sekunden Rückstand, solide. Besser noch sein Teamkollege Pello Bilbao, der sich mit 26 Sekunden Rückstand wacker schlug. Auch Mattias Skjelmose (Lidl - Trek) machte mit einem Comeback nach einem Sturz auf sich aufmerksam, zwölf Sekunden hinter Schachmann.
Und sonst? Schachmann führt nun auch die Punkte- und Bergwertung an, Almeida darf sich stellvertretend im Punktetrikot zeigen und Michael Leonard (Ineos) fährt als bester U23-Fahrer im Weißen Trikot. Schon der Start hatte Stil: In einer Sporthalle durften die Fahrer losrollen, typisch spanisch, ein bisschen verrückt, aber kreativ.
Der Tag begann mit Harold Tejada und endete mit einer kleinen Sensation. Schachmann, der noch vor wenigen Wochen als „Wundertüte“ galt, katapultierte sich mit Watt, Witz und einer Portion Geduld auf einem Klappstuhl zurück ins Rampenlicht. Vielleicht genau die richtige Mischung, um im Baskenland ganz vorne mitzumischen.
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