Zehn Jahre lang hielt Jerome Boateng für den FC Bayern seine Knochen hin. Im vergangenen Sommer zog es ihn nach Frankreich zu Olympique Lyon. Dort steht der Innenverteidiger noch bis 2023 unter Vertrag, doch schon am Saisonende könnte es zur vorzeitigen Trennung kommen.
Seine erste Saison bei Olympique Lyon hat sich Jerome Boateng wohl etwas anders vorgestellt. Nachdem der einstige Serienmeister in der vergangenen Spielzeit noch den vierten Platz in Frankreich belegte, reicht es derzeit nur zu Rang zehn. An einen Platz in den Top-Drei (12/1), der zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würde, ist bei zehn Punkten Rückstand kaum mehr zu denken. Bliebe nur noch der Umweg über den Gewinn der Europa League (12/1). Dort hat Lyon gerade erst den FC Porto ausgeschaltet und trifft nun auf West Ham United. Boateng hatte daran keinen Anteil. Der Ex-Nationalspieler wurde gegen die Portugiesen nicht einmal mehr in den Kader berufen. Auch in der Liga kommt er nicht mehr zum Einsatz. In den vergangenen sechs Spielen stand er lediglich 19 Minuten auf dem Feld. Daher wird in Frankreich schon über die vorzeitige Trennung vom 33-Jährigen spekuliert.
Wie „L’Equipe“ berichtet, hat dies mehrere Gründe. Zum einen soll Boateng, der Mitte Februar von Trainer Peter Bosz aus dem Kader gestrichen wurde, mehrfach mit seinen Mitspielern aneinandergeraten sein. Zum anderen soll der Klub auch mit seinen Leistungen auf dem Feld alles andere als zufrieden sein. Bosz wollte dies nicht kommentieren, ließ zuletzt nur wissen: „Ich kann nicht viel sagen. Ich habe viele falsche Dinge in den Zeitungen gesehen. Für mich war er nicht bereit, heute zu spielen.“
Für Boateng würde das Abenteuer in Frankreich damit nach nur einem Jahr schon wieder enden. Insgesamt stand er für OL erst in 20 Spielen auf dem Platz. Dabei gehörte er in der Hinrunde noch zur Stammformation. Zumindest in der Liga, denn im Europapokal wurde er auch nur in den beiden Gruppenspielen gegen die Rangers (2:0) und gegen Sparta Prag (4:3) eingesetzt. Fraglich also, ob er im Viertelfinal-Hinspiel gegen West Ham wieder dabei sein wird.
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Für Lyon ist die Europa League im Grunde die letzte Chance, in der kommenden Saison in der Champions League dabei zu sein. Gegen West Ham werden zwei ganz enge Spiele erwartet, doch das Weiterkommen (1/1) erscheint durchaus möglich. Sollte Lyon schon im Hinspiel in London einen Sieg (16/5) landen, sieht es sogar richtig gut aus. Auch ein Unentschieden (5/2) wäre ein ordentliches Ergebnis, um den Halbfinal-Einzug im eigenen Stadion klarzumachen. West Ham kommt daheim auf eine Erfolgsquote von 17/20. Die Hammers haben im Achtelfinale Rekordsieger FC Sevilla ausgeschaltet.
Comeback für die Nationalmannschaft?
In München wurde Boateng aussortiert, in Lyon wird er scheinbar nicht mehr gebraucht und soll Platz für den Umbruch im Kader schaffen. Ob er noch einmal einen neuen Klub auf höchstem Niveau findet, bleibt abzuwarten. Auch für die Nationalmannschaft wurde der Weltmeister von 2014 seit längerer Zeit nicht mehr nominiert. Dabei wird es wohl auch bleiben, doch der Innenverteidiger hat noch nicht ganz mit dem DFB abgeschlossen.
Sollte sich der Bundestrainer melden, wäre Boateng bereit. „Aber ich muss mich auch nicht reindrängen“, erklärte er dem „Donaukurier“. „Wir haben gute, jüngere Verteidiger. Ich bin schon älter. Auch andere in meinem Alter bringen noch gute Leistungen.“ Sollte aber „Not am Mann“ sein, könnte er sich ein Comeback vorstellen. An sein Karriereende hat er hingegen noch keinen Gedanken verschwendet: „Ich habe total Lust weiterzuspielen.“
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