Kann Draper auf Sand überzeugen?

Jack Draper will in Madrid endlich auch auf Sand durchstarten und ausgerechnet Matteo Berrettini steht ihm im Weg. Das dritte Aufeinandertreffen der beiden verspricht Spannung, Nervenflattern und auch ein wenig Sand im Getriebe.

Was:	Jack Draper – Matteo Berrettini
Wann:	28.04.2025, 18:00 Uhr
Wo:	Caja Magica, Madrid
TV/Stream:	bet365 livestream
Quoten:	Draper 1.47, Berrettini

Es gibt angenehmere Aufgaben, als sich mit Matteo Berrettini über den roten Sand von Madrid zu prügeln. Doch genau das steht am Montag auf dem Programm von Jack Draper. Der erst 22-jährige britische Shootingstar misst sich zum dritten Mal mit dem italienischen Kraftpaket, und bisher sieht Draper ganz gut aus.

Sein Weg in die dritte Runde verlief vergleichsweise locker. Draper ließ dem Niederländer Tallon Griekspoor kaum Luft zum Atmen und zog in nur 75 Minuten mit 6:3, 6:4 in die nächste Runde ein. Zwar war der Auftritt nicht aus einem Guss, nur 51 Prozent der ersten Aufschläge fanden ihr Ziel, aber wenn der erste kam, dann saß er: 85 Prozent Punktgewinn sprechen eine deutliche Sprache. Auch defensiv war Draper auf der Hut, ließ nur eine Breakchance zu und verwertete diese souverän.

Berrettini hingegen musste von Beginn an Schwerstarbeit verrichten. Über zweieinhalb Stunden quälte sich der Italiener gegen den US-Amerikaner Marcos Giron, musste einen verlorenen ersten Satz verkraften, biss sich dann aber mit all seiner Routine durch. Am Ende stand ein 6:7 (3), 7:6 (6), 6:1 auf der Anzeigetafel und ein sichtlich erschöpfter, aber zufriedener Berrettini auf dem Platz. zwölf Asse, 42 Winner und nur acht unerzwungene Fehler, das war statistisch gesehen stark, aber der Tank dürfte ordentlich geleert worden sein.

Für Draper eröffnet sich damit eine große Chance: Mit einem Sieg könnte er in der Live-Weltrangliste sogar an Novak Djokovic vorbeiziehen, der in Madrid überraschend früh ausschied. Und Drapers Bilanz gegen Spieler außerhalb der Top 10 ist beeindruckend: 19 Siegen stehen seit Oktober nur zwei Niederlagen gegenüber. Eine dieser Niederlagen allerdings? Auf Sand. Gegen Alejandro Davidovich Fokina in Monte Carlo. Kleiner Dämpfer.

Und auch Berrettinis Geschichte in Madrid verdient Respekt. Beim letzten ernsthaften Anlauf 2021 schaffte er es bis ins Finale, verlor dort aber gegen Alexander Zverev. Danach war erst einmal Pause auf Sand: 2022, 2023 und auch 2024 kein einziger Auftritt bei den French Open, Verletzungen bremsten ihn immer wieder aus. Doch nun ist er zurück und will mehr.

Interessant ist auch die persönliche Bilanz: Zweimal standen sich Draper und Berrettini bisher gegenüber, zweimal behielt der Brite die Oberhand. Vor allem das Finale in Stuttgart 2024 dürfte Berrettini noch in Erinnerung sein: Draper drehte das Match nach Satzrückstand und holte sich seinen ersten ATP-Titel überhaupt. Ähnlich lief es im Februar in Doha: Wieder musste Draper einen Satz abgeben, wieder gewann er am Ende trotz 16 Assen von Berrettini.

Nun also Sand. Und da ist der Italiener traditionell etwas besser drauf. Aber nach dem Marathon gegen Giron könnten die Beine schwer sein. Draper hingegen wirkt frisch, hungrig und scheint genau zu wissen, wie er Berrettini den Zahn ziehen kann: Geduldig bleiben, den Aufschlag konstant halten und in den entscheidenden Momenten zuschlagen.

Ein Spaziergang wird es trotzdem nicht. Seine Comeback-Qualitäten hat Berrettini längst bewiesen, nicht umsonst wurde er 2023 zum „Comeback Player of the Year“ gewählt. Wenn der Aufschlag kommt und die Vorhand knallt, braucht Draper mehr als einen Plan A.

Die Vorzeichen sprechen leicht für den Briten. Er hat Berrettini in der Hand und vielleicht auch ein bisschen im Kopf. Auch wenn Madrid seine eigenen Gesetze schreibt: Alles deutet auf einen weiteren Dreisatz-Krimi hin. Mit leichten Vorteilen für Draper, der sich langsam aber sicher anschickt, auch auf Sand eine echte Größe zu werden.