Diego Maradona, zweifellos einer der größten Fußballspieler aller Zeiten, wird in seinem Heimatland Argentinien fast wie ein Gott verehrt. Aber nicht nur in Südamerika, sondern vor allem in Neapel, findet seine Verehrung ihren Höhepunkt.
Maradonas Weg zum Weltstar ist untrennbar mit seinem Wechsel 1984 zum SSC Neapel verbunden. In der süditalienischen Stadt wurde er wie ein Heiliger verehrt, auf Händen getragen und schließlich vom Thron gestoßen. Die Societa Sportiva Calcio, ein heruntergekommener, sportlich jämmerlicher und immer wieder kurz vor dem finanziellen Kollaps stehender süditalienischer Verein, wollte Diego Maradona verpflichten. Es handelte sich um den besten Fußballer der Welt, einen argentinischen Zauberer, der im zarten Alter von 24 Jahren beim FC Barcelona seinen Zenit erreicht hatte. Nun, sie wollten ihn nicht nur, sie bekamen ihn auch. Dank einer großzügigen Finanzspritze aus der Unterwelt wechselte der teuerste Spieler der Welt schließlich für knapp sieben Millionen Euro in die ärmste Stadt Italiens, vielleicht sogar Europas. Diego Maradona in Neapel, die Geschichte eines märchenhaften Aufstiegs und eines ebenso tiefen Falls sieben Jahre später.
Die Zeit in Barcelona bezeichnete der Argentinier als Katastrophe. Nach zwei Jahren bei den Katalanen, von denen er die zweite Saison wegen einer Knöchelverletzung fast komplett verpasste, wagte er einen Neuanfang. Bei seiner Ankunft im Stadio San Paolo wurde der Heilsbringer von 85.000 Menschen begeistert empfangen. „Statt eines Hauses habe ich eine Wohnung bekommen. Statt eines Ferrari einen Fiat“, sagte Maradona einmal über seinen Wechsel nach Neapel. Doch die Bescheidenheit sollte nicht lange anhalten, obwohl der sportliche Start alles andere als rosig verlief. Der italienische Fußball, so Maradona, habe einen anderen Rhythmus und sei härter. Also stellte er sein Spiel um, was einige Zeit in Anspruch nahm. Aber den Fans war es sowieso egal.
Und Maradona gab ihnen, was sie wollten. Der kleine Mann mit der Nummer zehn versprach Hoffnung auf bessere Zeiten. Im ersten Jahr rettete er den Verein vor dem Abstieg, im zweiten wurde die Mannschaft Dritter. Es folgte die Weltmeisterschaft in Mexiko, bei der Maradona durch die Hand Gottes, sein Jahrhundert-Solo gegen England und den Titelgewinn im Finale gegen Deutschland endgültig zum besten Spieler der Welt avancierte. In Neapel war er spätestens jetzt ein Heiligtum. Die Fans liebten ihn innig, die Presse vergötterte ihn. Diego konnte nichts falsch machen. Selbst als die Buchhalterin Cristiana Sinagra im September 1986 den gemeinsamen, unehelichen Sohn Diego Armando Junior zur Welt brachte und der Superstar alles abstreiten wollte, stand fast die ganze Stadt hinter ihrem Liebling. Erst Jahre später gab Maradona alles zu. Da hatte er den Verein längst in die europäische Spitze geführt. Der erste Meistertitel der Klubgeschichte im Jahr 1987 entfesselte eine ganze Region.
Maradona passte perfekt nach Neapel. Die Leute verstanden ihn und er verstand sie. Arm, aber genial, so sehen sich die Neapolitaner selbst. Entsprechend hofierten sie ihn. Jede negative Schlagzeile schweißte alle noch enger zusammen. Und jeder sportliche Erfolg machte Maradona noch gottgleicher. Zwei Meisterschaften, den nationalen Pokal und im Sommer 1989 sogar den UEFA-Pokal schenkte er ihnen. Kinder wurden reihenweise Diego genannt, jede freie Hauswand mit dem Konterfei des kleinen Argentiniers bemalt.
Doch irgendwann wendete sich das Blatt. Maradona schien immer mehr überfordert. Diego Maradona wollte nur noch weg aus Neapel. Doch die Vereinsbosse ließen ihn nicht. Der Superstar reagierte wie ein trotziges Kind und brachte damit - wenn auch nur kurzfristig - die eigenen Fans immer mehr gegen sich auf. Spätestens als er im Halbfinale der WM 1990 in Italien ausgerechnet in Neapel den entscheidenden Elfmeter für Argentinien verwandelte, war der Ofen aus. Nach dem Spiel konnte sich Maradona vor Anfeindungen kaum retten. Dieses Spiel war der Anfang vom Ende des Fußballers Diego Maradona in Neapel. Im Frühjahr 1991 wurde Diego Maradona suspendiert. Der inzwischen 30-Jährige entging sogar einer Verhaftung, weil die Beamten zu viel Angst vor den Neapel-Fans hatten, die ihren Helden bis aufs Blut verteidigen wollten. Sportlich wurde dagegen hart durchgegriffen. Eineinhalb Jahre lang zogen sie Maradona aus dem Verkehr und beendeten damit mehr oder weniger nicht nur seine Zeit in Neapel, sondern auch seine große Fußballkarriere. Denn ob beim FC Sevilla, den Newell`s Old Boys oder wieder bei Boca, nirgendwo konnte der Ausnahmekönner an seine Spitzenleistungen anknüpfen. Zurück blieb eine Stadt, deren Liebe zu ihrem Schutzheiligen bis heute nicht erkaltet ist.
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