Die deutsche Nationalmannschaft ist tatsächlich zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft gescheitert. Vom Ruhm eines vierfachen Weltmeisters ist nicht mehr viel übriggeblieben. Den Ruf als Turniermannschaft hat Deutschland ebenfalls verloren. Kommen weitere schwere Jahre auf die DFB-Auswahl zu?
Deutschland zählt zu den besten und erfolgreichsten Fußballnationen der Welt. Viermal Weltmeister, dreimal Europameister und dazu noch etliche Rekorde. Eine der erfolgreichsten Nationen sind wir nach wie vor, zu den besten zählt der DFB aber seit Jahren nicht mehr. 2014 in Brasilien wurde Deutschland zuletzt Weltmeister. Es folgten drei Turniere, in denen die DFB-Kicker völlig enttäuscht haben. 2018 in Russland schied man zum ersten Mal überhaupt in der Gruppenphase einer Weltmeisterschaft aus. 2021 kam man bei der Euro nur bis ins Achtelfinale. Jetzt der nächste Schock mit dem zweiten Gruppen-Aus in Folge bei einer WM. Vom Ruf einer Turniermannschaft ist nichts mehr zu sehen. Wenn es drauf ankommt, tauchen die deutschen Spieler in aller Regelmäßigkeit ab. Das Aus in Katar ist schnell erklärt. Gar nicht mal so schlecht gespielt, am Ende aber kosteten individuelle Fehler in der Defensive und die mangelnde Chancenverwertung vorne das Ticket für das Achtelfinale.
Bei einer derartigen Enttäuschung muss sich auch immer der Trainer hinterfragen. Das hat Hansi Flick sicherlich getan und ein Rücktritt als Nationaltrainer ist für ihn kein Thema. Ebenso wie für Teammanager Oliver Bierhoff. Beide werden ihre Verträge bis 2024 erfüllen. Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat bestätigt, dass das Duo im Amt bleiben wird und man gemeinsam auf das kommende Ziel, die EM 2024 im eigenen Land hinarbeiten werde.
Bis dahin will Deutschland eine Mannschaft auf die Beine gestellt haben, die mit 6.00 wieder um den Titel mitspielen kann und nicht bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen wird. Durch den Heimvorteil wird die DFB-Auswahl sogar noch vor Frankreich (7.50), England (8.00) oder Spanien (8.50) geführt. Bis dahin liegt allerdings noch viel Arbeit vor dem Bundestrainer. Die Frage ist auch, mit welchen Spielern er diese Mission angehen wird.
Flick wird sich bereits seine Gedanken machen. „Ich bin immer einer, der sehr kritisch ist, und das wird auch in die Analyse mit einfließen“, sagte Flick nach dem schwachen Abschneiden in Katar. Woran es lag, schob der 57-Jährige gleich hinterher: „Wir hatten keine Effizienz in diesem Turnier.“
USA und Niederlande eröffnen Achtelfinals
Argentinien wie erwartet im Achtelfinale
Ghana mit guten Chancen aufs Achtelfinale
Am Ende einen oder mehreren Spielern die Schuld für das Scheitern zu geben, wäre übertrieben. Dennoch muss der Kader kritisch betrachtet werden und sich die Frage stellen, wer für die EM 2024 noch eine ernsthafte Option sein wird. Die Profis werden nicht jünger und bis zur Euro könnten sich neue Leistungsträger und Führungskräfte hervorgetan haben. Routiniers wie Manuel Neuer (36), Thomas Müller (33) oder Ilkay Gündogan (32) sind bereits über 30 Jahre alt. Für sie könnte es das letzte große Turnier gewesen sein, wobei Neuer wohl selbst entscheidet, wann er sein letztes Länderspiel bestreiten wird. Müller war in Katar zwar bemüht, doch sowohl bei der Euro als auch bei der WM hat er kein Tor mehr erzielt. Als klassischer Mittelstürmer ist Müller die falsche Wahl und dahinter gibt es genügend Alternativen. Für ihn könnte es das letzte Turnier gewesen sein. Gündogan wollte schon einmal aufhören. Dass er bei der WM in allen drei Gruppenspielen vorzeitig vom Platz musste, war womöglich ein Fingerzeig. Die Konkurrenz mit Kimmich und Goretzka ist groß.
Nicht nur die Routiniers müssen sich hinterfragen. Auch Spieler wie Thilo Kehrer oder Nico Schlotterbeck müssen sich fragen, ob sie den höchsten Ansprüchen tatsächlich genügen. Mangels Alternativen sollten sie aber auch in Zukunft zum engeren Kreis der Auswahlspieler gehören.
Flick hat es ganz gut erkannt. Die Effizienz im Spiel hat gefehlt. Allerdings ist dies nicht der einzige Grund, weshalb Deutschland nach nur drei Spielen die Heimreise antreten musste. Man kann ein Spiel gegen Japan auch ohne die nötige Effizienz mit 1:0 gewinnen. Es sind auch immer wieder gravierende Fehler, die die Nationalmannschaft in ihrer Entwicklung bremsen. Sobald Deutschland ein Gegentor kassiert, verliert die Mannschaft den Faden und kann nicht mehr ans eine Leistungen anknüpfen. Alle Spieler wollen es noch besser machen und verlieren ihre Grundordnung auf dem Platz. Vielleicht auch ein Zeichen mangelnder Erfahrung. Das Talent ist zweifelsohne vorhanden.
Serge Gnabry und Leroy Sane könnten eine der besten Flügelzangen Europas werden. Jamal Musiala ist ohnehin die Zukunft des deutschen Offensivspiels. Goretzka und Kimmich dahinter. Das Mittelfeld ist überragend besetzt. Noch dazu gibt es mit Kai Havertz einen Offensivspieler, der in jeder Partie den Unterschied ausmachen kann. Großes Problem bleibt nach wie vor die Position des Mittelstürmers. Niklas Füllkrug hat seine Sache stark gemacht, bei der Euro wäre er 31 Jahre alt. Es könnte sein letztes großes Turnier sein. Anschließend könnte die Zeit von Youssoufa Moukoko folgen. Der Dortmunder ist gerade einmal 18 Jahre alt und bringt viel Talent mit. Die größte Baustelle bleibt einfach die Defensive. Auf den Außenbahnen fehlt die absolute Weltklasse und die Innenverteidigung lässt die nötige Konstanz vermissen. Viele starke Einzelspieler machen eben noch keine Mannschaft. Genau das, was Deutschland über Jahre hinweg ausgezeichnet hat. Bleibt nur zu hoffen, dass es 2024 besser wird.
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