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Das Wunder von Bern

Als West-Deutschland 1954 Weltmeister wurde, waren die Spieler allesamt noch keine waschechten Profis. Und vor allem deshalb, kam der Sieg auch so überraschend. Der unwahrscheinliche Sieg wurde als das Wunder von Bern bekannt und trug zur Heilung einer Nation bei, die gespalten und verloren war und dringend Inspiration brauchte.

Als Ferenc Puskas sich für das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1954 auf dem Feld bereitmachte, stand der damals größte Fußballspieler der Welt einem Mann gegenüber, der eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert hatte und gleichzeitig einen Waschsalon betrieb. Westdeutschlands Kapitän Fritz Walter und seine Mannschaft hatten sich im Wankdorf-Stadion im schweizerischen Bern durchgesetzt, und kaum jemand gab ihnen eine Chance gegen die mächtigen Ungarn. Die Deutschen waren bestenfalls semiprofessionell, denn die deutschen Fußballbehörden verlangten von ihnen, dass sie neben ihrem Vereinsvertrag einen "richtigen" Job ausübten, um mit dem Ball spielen zu können. Der Gegner Ungarn hingegen war seit vier Jahren ungeschlagen, verfügte über einige der größten Stars des Weltfußballs und war eine Profimannschaft. Die Voraussetzungen für eine Niederlage waren gegeben, doch was dann geschah, war vielleicht die größte Überraschung, die die Weltmeisterschaft je gesehen hat. Und eine, die gleichzeitig dazu beitrug, die Identität einer Nation wiederherzustellen.

Eine gebrochene Nation

Zu Hause befand sich das Land in Aufruhr. Die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs waren katastrophal. Deutschland war in vier Zonen aufgeteilt, und die anhaltenden Sanktionen der Alliierten schränkten das Wirtschaftswachstum ein. Die Moral war auf dem Tiefpunkt, da von Anhängern und Gegnern der Nazis erwartet wurde, als Nachbarn nebeneinander zu leben, und die Kinder waren gezwungen, sich mit der schändlichen Vergangenheit der Generation ihrer Eltern auseinanderzusetzen. Sie brauchten ein Wunder, und obwohl der Sport in Krisenzeiten immer in den Hintergrund treten wird, hat er doch die seltsame Fähigkeit, wieder aufzutauchen und den Menschen eine tröstliche Flucht zu ermöglichen, wenn die Zeit reif ist. Dieser Zeitpunkt war für Westdeutschland der 4. Juli 1954.

Der Geist von Spiez

Ohne die Stars der Konkurrenz musste Westdeutschland einen anderen Weg zum Sieg finden. Trainer Sepp Herberger, der schon vor dem Zweiten Weltkrieg das Sagen hatte, machte sich daran, eine Mannschaft zu formen, die zusammenhielt. Herberger stützte sich auf den deutschen Meister von 1953, Kaiserslautern, um den Kern seiner Mannschaft zu bilden, darunter Fritz Walter. Der technisch begabte Spielmacher besaß eine ausgeprägte Fähigkeit, ein Spiel zu lesen und zu beeinflussen, und wurde zu einem zentralen Element in Herbergers Plänen. Von da an fügte der Trainer Spieler hinzu, von denen er glaubte, dass sie den Teamgeist verstärken würden. Dazu gehörte auch Helmut Rahn, ein ehemaliger Bergarbeiter, dessen aufgeschlossene Art alles andere als professionell war, aber dennoch die Stimmung im Lager auflockerte. Die Mannschaft ließ sich in einer Stadt am Ufer des Thunersees, südlich der Schweizer Hauptstadt, nieder. Und hier entwickelte die Bundesrepublik Deutschland den romantischen Geist von Spiez, der zu einer historischen Weltmeisterschaft führte.

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Unaufhaltsame Favoriten

Westdeutschland überraschte viele, als es einen Gegner nach dem anderen ausschaltete. Sie schlugen die Türkei zweimal (4:1 und 7:2), um ins Viertelfinale einzuziehen, bevor sie Jugoslawien in einer defensiven Meisterleistung mit 2:0 besiegten und im Halbfinale Österreich mit 6:1 bezwangen. Doch der Gegner im Finale schien unschlagbar. Nicht nur Puskas, sondern auch der zentrale Spielmacher Nandor Hidegkuti, der Stürmer Sandor Kocsis und der Flügelspieler Zoltan Czibor verblüfften die Welt mit ihrem attraktiven, offensiven und totalen Fußball. In den Monaten vor der WM hatten sie England in 30 Spielen ungeschlagen mit 6:3 und 7:1 besiegt und setzten diese gute Form auch im Turnier fort. Bereits in der Gruppenphase hatte Ungarn die Bundesrepublik Deutschland mit 8:3 in Verlegenheit gebracht. Dank eines bizarren Formats konnte Herberger acht seiner Spielerinnen schonen, da er wusste, dass das Ergebnis keinen Einfluss auf ihr Schicksal haben würde. Dennoch war der Qualitätsunterschied so groß, dass niemand den Westdeutschen eine Chance gab, nicht einmal mit ihrer ersten Mannschaft.

Finaler Showdown

Das Spiel begann nach Plan, denn bereits nach acht Minuten lag Ungarn mit 2:0 in Führung. Puskas erzielte den ersten Treffer, als ihm ein abgefälschter Schuss vor die Füße fiel, und Czibor schob zum zweiten Treffer ein, nachdem Werner Kohlmeyer einen Rückpass zu Torhüter Toni Turek gespielt hatte. Dieser Rückschlag war für die Deutschen kein Grund zur Verzweiflung, sondern vielmehr ein Ansporn, denn Stürmer Max Morlock schrie: „Jetzt zeigen wir's ihnen!“ In der 10. Minute schlug Rahn einen flachen, spekulativen Schuss von der linken Seite in den Strafraum, und Morlock war zur Stelle, um den Ball zu versenken. Und nach nur 18 Minuten stand es 2:2. Nach einem Eckball tauchte Rahn am langen Pfosten auf, um den Ball mit gestrecktem Fuß in die Maschen zu befördern. Es folgte ein ungarischer Sturmlauf. Turek parierte zweimal gegen Hidegkuti, die Magyaren trafen dreimal das Gebälk, und Kohlmeyer machte seinen Fehler aus der ersten Halbzeit wett, indem er auf der Linie klärte. Dann kam Rahn, einer der bösen Buben des Fußballs, den Herberger in die erste Elf befördert hatte. In der 84. Minute eroberte er den Ball an der Strafraumgrenze, täuschte einen Schuss mit der rechten Seite an, bevor er auf die linke Seite zurücksprang und den Ball flach in die Ecke schoss. „Tor! Tor! Tor! Tor! Tor für Deutschland!“, schrie Kommentator Herbert Zimmerman über den westdeutschen Äther. „Drei zu zwei führt Deutschland! Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt! Deutschland führt 3:2! Nennt mich verrückt, nennt mich verrückt!“. Ein Satz, der bis heute in der deutschen Fußballkultur nachhallt. Ein Tor von Puskas, das wegen Abseits nicht anerkannt wurde, und eine weitere Glanzparade von Turek gegen Kocsis in den Schlussminuten reichten aus, um Westdeutschland trotz aller Widrigkeiten zum Weltmeister zu machen.

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