Bayer Leverkusen ist eines der besten Teams der Bundesliga. Die Werkself gewann bereits den DFB-Pokal sowie den damaligen UEFA-Cup. Vergangene Saison hat sich Bayer zum 13. Mal für die Champions League qualifiziert. Dennoch lässt der nächste Titelgewinn schon 29 Jahre auf sich warten. Vor 20 Jahren war man ganz nah dran, doch stattdessen ging man als Vizekusen in die Geschichte ein.
Es ist mittlerweile 20 Jahre her, dass Bayer Leverkusen eine überragende Saison gespielt und sich bis ganz zum Schluss die Chance auf drei Titel offengehalten hat. Es war die Spielzeit 2001/02, an die man im Rheinland noch lange zurückdenken wird. Im Sommer 2002 wurde der Begriff Vizekusen geboren. Mit einer überragenden Mannschaft und Spielern wie Michael Ballack, Bernd Schneider, Carsten Ramelow, Oliver Neuville, Jörg Butt, Lucio oder Ze Roberto stand Bayer bis vor dem 33. Spieltag der Bundesliga auf Tabellenplatz eins. Im Finale der Champions League stand man Real Madrid gegenüber und im Pokalfinale in Berlin wartete der FC Schalke. Der Rest ist bekannt. Schon zwei Jahre zuvor hat Leverkusen die Meisterschaft denkbar knapp aus der Hand gegeben. Ein Rückblick auf den ewigen Zweiten.
Bayer Leverkusen erlebte Ende der 90er Jahre unter Christoph Daum eine richtig erfolgreiche Zeit. Gleich in seinem ersten Jahr bei Bayer führte Daum die Werkself 1997 zur Vizemeisterschaft. Zwei Punkte fehlten am Ende auf den FC Bayern. 1998 konnte man nicht mehr ganz mit den Spitzenklubs mithalten und es fehlten 13 Punkte auf den späteren Meister Kaiserslautern. Dennoch sprang für Leverkusen der dritte Platz heraus. Im Jahr darauf wurden die Rheinländer erneut Zweiter, doch der Rückstand auf die Bayern war zu groß, um wirklich von einem engen Titelkampf zu sprechen.
Das änderte sich erst eine Saison später, als Bayer mit drei Punkten Vorsprung auf die Bayern in den letzten Spieltag ging. Die Ausgangslage war daher klar. Mit einem Punkt beim Aufsteiger aus Unterhaching wäre die erste Meisterschaft sicher gewesen, doch es kam ganz anders. Während die Bayern ihre Hausaufgaben machten und mit 3:1 gegen Bremen gewinnen konnten, unterlag Leverkusen bei der SpVgg mit 0:2. Michael Ballack unterlief in der ersten Halbzeit ein Eigentor und das Schicksal nahm seinen Lauf. Die Bayern zogen aufgrund des besseren Torverhältnisses noch vorbei und Bayer stand mit leeren Händen da. Nach drei zweiten Plätzen in vier Jahren kursierte der Begriff Vizekusen erstmals rund um die BayArena.
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Nach Rang vier in der Saison 2000/01 hat sich Leverkusen Klaus Toppmöller als Cheftrainer geholt. Mit ihm wollte man wieder oben angreifen und den FC Bayern als frisch gebackenen Champions-League-Sieger vom Thron stoßen. Die Saison begann richtig gut. Bis zum 13. Spieltag hat Leverkusen zehn Spiele gewonnen und dreimal unentschieden gespielt. Mit dem 2:1 gegen Köln eroberte man zum ersten Mal die Tabellenspitze und sollte diese bis zum 20. Spieltag nicht mehr abgeben. Dann aber setzte es zwei Niederlagen in Folge gegen die Bayern (0:2) und Schalke (0:1) und auf einmal war man nur noch der erste Verfolger von Borussia Dortmund. Den BVB konnte man am 24. Spieltag durch ein 4:0 im direkten Duell überholen.
Am 31. Spieltag holte Leverkusen lediglich ein 1:1 in Hamburg, da aber Dortmund mit 0:1 in Kaiserslautern verloren hat, konnte man den Vorsprung zu Schwarz-Gelb sogar auf fünf Zähler erhöhen. Die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte war zum Greifen nah. Nur drei Spiele trennten die Leverkusener noch vom ganz großen Coup.
Zu diesem Zeitpunkt hat Bayer gerade das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Liverpool mit 4:2 gewonnen und damit das 0:1 aus dem Hinspiel gedreht. Zum ersten Mal stand Leverkusen im Halbfinale der Königsklasse und das aufgrund des spektakulären Offensivfußballs, den die Rheinländer zu dieser Zeit zelebrierten, völlig verdient.
Im DFB-Pokal hatte man das Final-Ticket zu dieser Zeit schon gelöst. Über Jahn Regensburg (3:0), Bochum (3:2), Hannover (2:1), 1860 München (3:0) und Köln (3:1 n.V.) ging es nach Berlin. Dort sollte am 11. Mai der FC Schalke warten. Vorher aber ging es in den 32. Spieltag der Bundesliga.
Leverkusen empfing den Tabellensiebten aus Bremen und man hätte bei einem BVB-Patzer schon vorzeitig Meister werden können. Stattdessen aber ließen die Leverkusener selbst drei Punkte liegen. Beim Stand von 1:1 verschoss der sonst sichere Hans Jörg Butt einen Elfmeter. Im zweiten Durchgang besorgte Ailton den Siegtreffer für Werder. Die Borussia gewann zeitgleich mit 2:1 in Köln, wobei der Siegtreffer durch Marcio Amoroso erst eine Minute vor Schluss erzielt wurde. Somit ging Bayer mit nur noch zwei Zählern Vorsprung in den vorletzten Spieltag gegen Aufsteiger Nürnberg. Dortmund musste beim HSV antreten.
Bayer erwischte einen rabenschwarzen Tag und unterlag bei den Franken nach einer schwachen Vorstellung mit 0:1. Dortmund konnte die Partie in Hamburg mit 4:3 gewinnen und die Tabellenführung übernehmen. Binnen zwei Wochen haben die Leverkusener einen Fünf-Punkte-Vorsprung in einen Rückstand verwandelt. Keine guten Voraussetzungen für das Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Manchester United. Das Hinspiel im Old Trafford endete mit 2:2. Die Rheinländer konnten zwar auch das zweite Duell gegen die Red Devils nicht gewinnen, doch ein 1:1 war am Ende aufgrund der Auswärtstorregel genug. Bayer stand zum ersten Mal im Finale der Königsklasse.
Angestachelt von diesem Triumph ging es in den letzten Spieltag der Bundesliga. Bayer konnte das Heimspiel gegen die Hertha mit 2:1 gewinnen. Jetzt hing alles vom Ergebnis in Dortmund gegen Bremen ab. Werder erwischte den besseren Start und ging nach 17 Minuten mit 1:0 in Führung. Der BVB schaffte noch vor der Pause den Ausgleich. Ein Unentschieden in dieser Partie hätte Leverkusen zur Meisterschaft gereicht, doch in der 74. Minute zerstörte Amoroso die Träume der Werkself mit dem 2:1-Siegtreffer zum Titelgewinn der Borussia. Für Leverkusen blieb nur der vierte Vizetitel in sechs Jahren.
So hatte man „nur“ noch den Pokal und die Champions League. Im DFB-Pokal musste Bayer gegen Titelverteidiger Schalke ran. Leverkusen ging in dieser Partie zwar in Führung, unterlag am Ende aber doch noch mit 2:4. Der nächste Titel, den man kurz vor dem Ziel abschreiben musste.
Dann eben die Champions League: Leverkusen empfing Real Madrid zum größten Spiel der Vereinsgeschichte, doch die Madrilenen gewannen durch ein Zaubertor von Zinedine Zidane mit 2:1. Leverkusen war an diesem Abend nicht schlechter, schaffte es jedoch nicht mehr, zum zweiten Mal den Ausgleich zu erzielen. Der dritte Titeltraum ist geplatzt. Noch bitterer wurde es anschließend für Ballack, Schneider, Neuville und Ramelow. Das Bayer-Quartett unterlag auch noch im WM-Finale mit Deutschland den Brasilianern mit 0:2. Bis heute wartet Leverkusen vergeblich auf einen Titel. Vizekusen lebt jedoch weiter.
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